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Der Lilienstein

Längst ist den meisten von uns der Lilienstein zum Inbegriff eines Tafelberges geworden.

Tafelberge haben im Elbsandsteingebirge nahezu senkrechte Felswände, die im Gipfelbereich mehr oder weniger scharfkantig in eine tafelförmige Hochfläche übergehen und die am Bergfuß rundum von etwa gleichhohen Schutthalden umgeben sind. Am Lilienstein ist dieser Grundaufbau besonders maßvoll ausgeprägt.

Ihrer Entstehung nach stellen solche Tafelberge ausgesprochene Härtlinge dar, die bislang aller Verwitterung widerstanden haben, selbst wenn sie wie einst der Lilienstein sogar eine Insel inmitten der breit dahinströmenden Urelbe bildeten. Freilich, es bleiben mit den Tafelbergen nur bescheidene Reste von ehemals großflächigen Schichttafeln übrig, die vorher im Kreidemeer durch Sedimentation entstanden war.

Schittdarstellung Lilienstein

Tafelberge sind unverwechselbare Kennzeichen der Sächsischen Schweiz. Sie kommen in mitteleuropäischen Sandsteingebieten nur noch einmal - nämlich im Heuscheuergebirge - vor, schon in der nahen Böhmischen Schweiz fehlen sie rechtselbisch völlig. Nicht von ungefähr zeigt ja das amtliche Nationalpark-Symbol für die Sächsische Schweiz auch einen Tafelberg, noch dazu den Lilienstein, sozusagen als den König unter seinesgleichen.

Unsere Tafelberge bilden mit den Randebenheiten unterm Granit und den Felsrevieren das obere Stockwerk im Elbsandstein, die Ebenheiten gehören zum mittleren Stockwerk, während das Elbtal sowie die Klammen, Gründe und Schlüchte im unteren Stockwerk liegen. Der Landstrich am Lilienstein zeigt diese dreifache Stockwerksgliederung ganz deutlich: Der Lilienstein erhebt sich als Tafelberg über der Waltersdorfer Ebenheit, die von der tieferen Elbe in einer recht markanten Schleife halbinselartig umflossen wird.

Der Lilienstein ist übrigens der einzige rechtselbische Tafelberg. Eigentlich würde er eher zum linkselbischen Gebiet der Steine passen. Doch beinahe wäre er sogar ganz verschwunden, zumindest der Sage nach. Kurfürst Friedrich August II. wollte wohl dem Preußenkönig Friedrich den Lilienstein zum Geschenk machen. Glücklicherweise fiel dazu dem Königsteiner Hofnarr-Festungskommandant Kyau noch die rettende Idee ein: Der Tafelberg müsse dann aber binnen vier Wochen nach Preußen gebracht worden sein, weil man den Platz brauche...

Dietrich Graf