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Historische Kalenderblätter

Unter diesem Titel wird auf besondere Ereignisse und Geschehnisse aus der sächsischen Wander- und Bergsteigergeschichte, die ca. 100 Jahre zurück liegen, aufmerksam gemacht.

28.01.1903
Rudolf Hanke, Fabrikarbeiter, Erstbegeher, in Elbleiten (Böhmen), geboren. Mitglied der "Sächsisch-Böhmischen Klettervereinigung" (SBKV). Verfasste als Lebensbericht das Buch "Steile Pfade". Seit August 1975 vermisst, wurde er am 14.03.1976 in den Elbtalwänden beim Belvedere tot aufgefunden.

13.02.1903
Willy Raphelt, in Dresden geboren. 1918 "TC Steinmoos", 1923 TVDN, 1938 ÖTK. (07.03.1984 in Dresden verstorben).

01.03.1903
Erstbegehung des Kunzeweges am Falkenstein durch Albert Kunze und Oliver Perry-Smith. Erste Neutour des Amerikaners Perry-Smith, der zu einer legendären Figur im Sächsischen Bergsteigen wird.

15.03.1903
Der "Pirnaer Anzeiger" meldet, dass Schandauer Turner den reparierten Falken auf den Falkenstein wieder hinauf brachten.

13.04.1903
Hermann Lemme, Lehrer und Heimatforscher, in Dresden geboren (29.08.1989 in Dresden verstorben).

14.4.1903
Fritz Schulze, Kunstmaler, Wanderer und Naturfreund, in Leipzig geboren. Mitglied der NFO-VKA. U.a. ausgedehnte Wander- und Maltouren durch Finnland (1927), Spanien (1928), Dalmatien (1929). Am 5. Juni 1942 von den Nationalsozialisten in Plötzensee hingerichtet.

15.04.1903
Das Mitgliederverzeichnis der Sektion Dresden des DuÖAV verzeichnet 1.193 eingetragene Mitglieder, davon ca. 20% von außerhalb Dresdens. Vieles, was in Dresden Rang und Namen hat gehört dem Alpenverein an. So z.B. der Oberbürgermeister Beutler, der Generalmusikdirektor v. Schuch, der Mühlenbesitzer Bienert, der Fabrikdirektor Ernemann und viele andere mehr.

25.4.1903
Das Wiener ÖTK-Vorstandsmitglied Franz Kupa hält vor ca. 1.000 Besuchern (unter ihnen Kronprinz Friedrich August von Sachsen und ÖTK-Präsident Dr. Spannagel) im Saal des Dresdner Ausstellungspalastes den Lichtbildervortrag „Der Yellowstone-Park in Nordamerika”.

26.4.1903
Erstbesteigung vom Kleinen Bärenhorn durch Hermann Sattler, Oscar Schuster und Gustav Kuhfahl.

16.05.1903
Die Lokomotiv-Esse wird unsportlich mittels Seilwurf durch Albert Kunze und Oliver Perry-Smith bestiegen.

7.6.1903
Erstbesteigung der Lokomotive-Esse durch Albert Kunze, Oliver Perry-Smith und Hermann Simon von den "Mönchsteinern" als Zeugen für die sportlich einwandfreie Besteigung. „...trete ich hinaus ins Ungewisse, im selben Augenblick gibt Freund Oliver das Seil nach, mein rechter Fuß schiebt sich und streckt sich vor, so weit er nur vermag und - o, Jubel! - es gelingt: Drüben an der Esse findet der Kletterschuh Halt und ich stehe fest, eine lebende Brücke über dem Abgrund.” (Mitteilungen des SBB, Nr. 6, 1919) Dr. Rudolf Fehrmann: „Mit dieser Tour wird eine ganz neue Richtung eingeschlagen: Die schwere Wandkletterei.”

14.6.1903
Die Südwand am Großen Zschirnstein wird von Oscar Schuster und Gustav Kuhfahl als Massivkletterei erstbegangen.

14.7.1903
Erich Langer, Werkzeugschlosser, Erstbegeher, Vereinsfunktionär, in Dresden geboren. 1920 Mitglied im Klub "Wanderfalken", ab 1921 im SBB, ab 1927 im TVDN, 1930 2. Vorsitzender der VKA und später der NFO-VKA, ab 1933 "Jungfernsteiner" und im SBB. (28.5.1992 in Dresden verstorben).

26.7.1903
Der Uschba-Südgipfel im Kaukasus wird durch Adolf Schulze, Dr. Robert Helbling, Dr. Fritz Reichert, Anton Weber und Dr. Oscar Schuster erstbestiegen.

23.12.1903
Professor Sophus Ruge, Heimatforscher, Vorsitzender des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz, in Dresden-Klotzsche verstorben. Begründer des Dresdner Vereins für Erdkunde 1863.

1903
Als ein Kuriosum in der alpinen Literatur erscheint von Dr. Oscar Schuster sein "Tourenverzeichnis" seit 1889. Es vermittelt einen tiefen Einblick in die Aktivitäten eines jungen vielseitigen Alpinisten.

1903
Erstmals in der Sächsischen Schweiz findet sich im Gipfelbuch des Mönch der Gipfelgruß "Berg Heil". Etwa 250 verschiedene Bergsteiger besteigen in diesem Jahr den Mönch. Und woher kommt dieser Gruß? : „Am 8. August 1881 kamen [Emil und Otto Zsigmondy] mit Ludwig Purtscheller und August Böhm wieder einmal [zusammen] und kletterten vom Fußstein zum Olperer hinüber. Die Gipfelrast währte nicht lange. Vor dem Abstieg fragte der nachdenklich gewordene Böhm die Freunde: ‚Wie wäre es, wenn sich Bergsteiger mit einem Gruß begegnen würden, wenn sie gipfelwärts steigen? Etwa mit Berg-Heil, das klänge nicht übel!'

1903
Die Zahl der Felskletterer in der Sächsischen Schweiz hat nach Rudolf Fehrmann die Fünfhundert erreicht. 334 von ihnen besteigen in diesem Jahr den Falkenstein.

1903
Adolf Munkel, Gründer und über 30 Jahre Vorsitzender der Sektion Dresden des DuÖAV, legt sein Amt aus Altersgründen nieder. (14.1.1904 verstorben).

Februar 1904
Nach dem Jahresbericht des Österreichischen Alpenklubs für 1903 sind von den 700 Mitgliedern u.a. aus Sachsen Mitglied: Hermann Sattler, Dr. Oscar Schuster, Walter Fischer, Karl Walther, Ernst Knopf-Altkirch, Hugo Kurze, Dr.Rätze. Dem Alpenklub gehört ein großer Teil der aktivsten Alpinisten an.

15.2.1904
"Ueber Berg und Thal", die Zeitschrift des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz, veröffentlicht von Dr. Oscar Schuster einen Beitrag über "Den Skilauf".

16.2.1904
In der Nr. 4 der "Österreichischen Touristen-Zeitung" (ÖTZ) erscheint ein zehnseitiger bebilderter Artikel von Hugo Kurze, Vorsitzender der Sektion Dresden des Österreichischen Touristenklub (ÖTK) über "Eine Dolomitenwelt im Kleinen: Kletterfelsen im Elbsandsteingebirge", der über 60 Kletterfelsen beschreibt. Diese Zusammenstellung ist die erste größere – natürlich noch mit vielen Fehlern behaftete – Übersicht der bis dahin begangenen Kletteraufstiege im Elbsandsteingebirge.

30.3.1904
Gründung des "Bundes Heimatschutz", Vorläufer des 1908 gebildeten Landesverein Sächsischer Heimatschutz.

31.3.1904
Felssturz in der Südseite des Großen Bärenstein.

12.5.1904
Bei einer Landpartie der Sektion Chemnitz des DuÖAV errichten Mitglieder der Vereinigung "Gamsklub" eine Wetterfahne in Form einer Gemse auf dem Gamsfelsen in den Greifensteinen.

26.5.1904
Der "Pirnaer Anzeiger" bringt einen Bericht über das Ausnehmen eines Falkenhorstes an einer 80 bis 90 m hohen Wand in den Schrammsteinen durch Mitglieder eines Pirnaer Kletterklubs.

3.6.1904
Bildung des Kletterklubs "Schwarzer Kamin", um "die bis dahin vernachlässigte Wandkletterei weiter auszubilden". "Seine Mitglieder - etwa zehn - haben es sich zur besonderen Pflicht gemacht, für die Reinhaltung und Veredlung des Bergsports in der Sächsischen Schweiz einzutreten."

5.6.1904
Die Mitglieder der Sektion Dresden des ÖTK Robert Schade und Walter Thiel besteigen den IV. Lehnsteigturm mit Hilfe von Seilwurf erstmals. Zu Ehren ihres weiblichen Sektionsmitglieds Lola Günthersberger benennen sie den Gipfel „Lolaturm”.

11.6.1904
Die Sektion Dresden des ÖTK beschließt die Gründung einer Jugendabteilung, "um die Jugend durch Wanderungen und sachgemäße Anleitung im Klettersport zu tüchtigen Menschen zu erziehen".

12.6.1904
Die Mitglieder der Sektion Dresden des ÖTK Albert Kunze, Richard Kurze, Walter Thiel und Max Straube errichten auf dem Kreuzturm eine Wetterfahne mit dem ÖTK-Wappen (Gestaltet vom ÖTK-Mitglied Richard Kubasch).

27.6.1904
Hanns Rothbarth, Bergsteiger und Naturfreund, in Dresden geboren. 1922 VKA im TVDN, Am 10. 10. 1944 im KZ Sachsenhausen erschossen.

Juni 1904
Hermann Sattler schreibt im Heft 6 von "Wandern und Reisen" sehr kritisch über unliebsame Zustände in der Sächsischen Schweiz: "Man trifft jetzt unter den Kletterern recht seltsame Vögel an. Unverzeihlich ist ihr Schreien, das Niedertreten von Anpflanzungen und das Umherwerfen von Papier und Glasflaschen". Weiterhin ist die Rede vom "Pöbel, der jetzt die Berge unsicher macht".

3.7.1904
Nachdem Felix Wendschuh und Arthur Hoyer die 10. Besteigung der Rohnspitze durchgeführt haben, erfolgt die Gründung der "Klettervereinigung Rohnspitzler" (KVR) durch Oskar Elsner, Hans Göpfert, Arthur Hoyer, Hans Kühn, Willi Scheffler und Felix Wendschuh.

10.7.1904
Auf dem Tanzplan (Böhmen) wird der Grundstein für den steinernen Aussichtsturm gelegt.

15.7.1904
Gründung der Sektion Dresden des "Alpinen Deutschen Touristen Vereins" (ADTV). 1912 zählt er 307 Mitglieder.

17.7.1904
Franz Goetze und Rudolf Fehrmann stellen auf der Lokomotive-Esse eine Fahnenstange auf.

21.7.1904
Chinesischer Turm von Rudolf Fehrmann und Franz Goetze erstbestiegen.

14.8.1904
Große Herkulessäule von Rudolf Nake, Franz Goldberger und Arthur Kliche erstbestiegen.

15.8.1904
"Ueber Berg und Thal", die Zeitschrift des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz, veröffentlicht mit "Der Hohe Torstein" erstmals Anstiegshinweise auf Gipfel der Sächsischen Schweiz von Dr. Oscar Schuster. In sieben Folgen beschrieb er in den folgenden beiden Jahren 27 der bedeutendsten Gipfel mit 83 Wegen und Varianten und zeichnete die Aufstiegsmöglichkeiten in einem Dutzend Anstiegsskizzen ein.

1.9.1904
Nach langer Trockenheit erreicht der Wasserstand der Elbe in Dresden "231 Zentimeter unter Null". Der gesamte Dampferverkehr ist eingestellt.

7.9.1904
Herbert König, Erstbegeher, geboren. Mitglied im Klub "Wettersteiner". (17.10.1926 tödlicher Absturz am Friensteinwächter).

18.9.1904
Erstbesteigung der Tante durch Martin Seyde. Es wird berichtet, dass er den Felsen mit der Absicht bestieg, sich aus Liebeskummer hinunterzustürzen.

28.9.1904
Alfred Herrmann, Erstbegeher, geboren. Mitglied im Klub "Kesseltürmer".

29.9.1904
In der Nr. 670 der Österreichischen Alpenzeitung (ÖAZ) schreibt Ernst Altkirch aus Dresden über "Geistiger und künstlerischer Alpinismus". Der Beitrag führt in den folgenden Heften zu scharfen Erwiderungen.

3.10.1904
Erstbegehung des Fehrmannweges am Mönch durch Rudolf Fehrmann, Franz Goetze, Albert Kunze und Charles Klauder.

30.10.1904
Kurt Schuster, Werkzeugmacher, Vereinsfunktionär, in Dresden geboren. Mitglied im Klub „Gipfelbrüder”, SBB-Jugendleiter. (7.7.1994 verstorben)

6.11.1904
Der Präsident des Österreichischen Touristenklubs (ÖTK), Dr. Rudolf Spannagel, stürzt auf der Raxalpe tödlich ab. (Spannagelturm)

1904
Nach Martin Wächtler "tauchten ausgesprochene Kletterklubs, abgesehen von einzelnen Vorläufern, erst jetzt in nennenswerter Zahl auf... Der Klub - das ist für den sächsischen Bergsteiger Familie und Heimat, der Hort zuverlässiger und in vielen Kämpfen erprobter Freundschaft und kameradschaftlicher Treue."

1904
Elektrischer Aufzug in Schandau fertiggestellt (52m Höhe).

1904
Der 28 m hohe steinerne Aussichtsturm auf dem Pfaffenstein wird fertiggestellt.

1904
Der Hotelier Rudolf Sendig "gründet Neuschandau, die entzückende Waldvillenkolonie und das Höhen-Kurhotel".

Auszüge aus:
 
Joachim Schindler, Chronik und Dokumentation zur Geschichte von Wandern und Bergsteigen in der Sächsischen Schweiz sowie zur Entwicklung touristischer Organisationen in Sachsen Teil I: Von der Besteigung des Falkensteins 1864 bis zum Ende des 1. Weltkrieges 1918